Nutzung - Ermekeil-Karree als Ort der Integration
Konzept zur zivilen Nutzung der Ermekeilkaserne
Vom militärischem Sicherheitsberreich zum offenen Zentrum für die Südstadt
"Vorsicht Schusswaffengebrauch!"
warnt heute ein Hinweisschild die Besucher der Ermekeilkaserne, eines zurzeit städtebaulich toten Winkels der Bonner Südstadt. Aus dem Gelände soll ab 2012 ein lebendiges Karree werden, das sich in das kreative Milieu dieses Gründerzeit-Viertels einfügt. Am gleichen Ort, wo bisher Angehörige der Bundeswehrverwaltung Dienstanweisungen verfassen, soll zukünftig ein Raum für konstruktiven Dialog entstehen, für neue Formen des Zusammenlebens und Denkens in einer Stadt, die nach fünf Jahrzehnten im Status eines Provisoriums auf der Suche nach ihrem neuen unverwechselbaren Profil ist.
In Studien zur künftigen Entwicklung Bonns ist die Rede vom „Ort des Dialogs“. Dies nicht nur weil Deutschlands größter Kommunikationsdienstleister hier seinen Stammsitz aufgeschlagen hat. Auch die Anwesenheit vieler internationaler Organisationen legt eine solche Rolle nahe.
Die Rückseite des Stabsgebäude der Ermekeilkaserne
Die "Initiative zur zivilen Nutzung der Ermekeilkaserne" hat sich das Thema Dialog ebenfalls auf die Fahnen geschrieben: Sie will den Austausch zwischen den hier ansässigen internationalen Organisationen und den Bonner Bürgern befördern.
Ziel ist es, das "internationale Bonn" für die Bürger greif- und erlebbar zu machen. Das neue dreisprachige Logo der Stadt (FREUDE. JOY. JOIE. BONN.) kann dieses Ziel nicht erreichen, weist allerdings in eine freundliche Richtung. Der Dialog soll mit der Perspektive gesellschaftlicher Integration geführt werden.
Das "Ermekeil-Karree" kann hierzu auf vier Ebenen einen Beitrag leisten:
Integration der Generationen
Die Initiative verfolgt das Ziel, Menschen aus unterschiedlichen Generationen nicht nur ein gemeinsames Zuhause zu bieten, sondern diese auch in eine dynamische und kommunikative Beziehung zueinander treten zu lassen. Mit "generationenverbindendem Wohnen" ist ein Wohnmodell für Jung und Alt gemeint mit dem Ziel, aus der Präsenz der jeweils anderen Impulse für die eigene Lebensgestaltung zu gewinnen und vorhandene Erfahrungen und Kenntnisse auszutauschen. Die demografische Struktur unserer Gesellschaft macht neue Formen nachbarschaftlicher Hilfe und Selbstorganisation unverzichtbar.
Toleranz ist nicht nur ein Schlüsselbegriff für das Zusammenleben zwischen den Kulturen, sondern auch zwischen den Generationen, und zwar in beide Richtungen.Bei der Planung von Wohneinheiten sowie Kultur- und Dialogveranstaltungen im "Ermekeil-Karree" ist demnach den Bedürfnissen jüngerer als auch älterer Menschen Rechnung zu tragen. Dies weniger im Sinne zahlenmäßiger Ausgeglichenheit, sondern vielmehr einer Konzeption folgend, die gegenseitiges Verstehen fördert.
Beispiele:
Generationenverbindendem Wohnen ** Studentenwohnheim ** Hostel ** Kinderbetreuung ** Angebote für Jugendliche ** Angebote für Senioren Seniorentreff / Seniorenarbeit ** Familienzentrum ** Soziale Dienste ** Gemeinschaftsräume ** Werkstätten ** Grünanlagen
Integration der Kulturen
Integrationspolitik wird immer noch viel zu häufig im Sinne einer einseitigen Anpassungsleistung von zugewanderten Menschen an die aufnehmende Gesellschaft missverstanden. für die Internationale Stadt Bonn muss jedoch als selbstverständlich gelten, dass sich auch ihre mehrheitlich deutschen Bewohner aktiv für die kulturellen Gepflogenheiten und Ausdrucksformen der Zugewanderten interessieren. In Bonn leben immerhin über 50.000 Bürger nichtdeutscher Nationalität. Die Zahl der eingebürgerten Bonner mit „Migrationshintergrund“ ist noch weitaus höher.
Das "Ermekeil-Karree" sollte daher zu einem Ort werden, an dem der wechselseitige Austausch von Kulturen in gleichberechtigter Weise stattfinden kann. Deutschen und nichtdeutschen Kulturvereinen soll dort eine Bühne gegeben werden. Mit dem geplanten Begegnungszentrum soll kontinuierlich eine Möglichkeit geschaffen werden, Migrantenkulturen in ihren unterschiedlichen Ausprägungen präsentieren zu können - ob in literarischer, theatralischer, musikalischer oder sonstiger künstlerischer Form. Auch Erfahrungen im Prozess der gelungenen oder nicht gelingenden Integration können hier ausgetauscht werden. Der Begriff der Migrantenkultur wird bewusst im Plural verwendet, da es sich um Zuwanderer aus völlig unterschiedlichen Kulturkreisen handelt. Afrikaner mögen hier grundlegend andere Erfahrungen machen als Menschen aus dem Orient oder aus Lateinamerika. Auf diese Weise kann ein doppelter Austausch stattfinden: Der zwischen Deutschen und Zuwanderern und zwischen diesen untereinander.
Beispiele:
Begegnung der Kulturen ** Parallelveranstaltungen zu Konferenzen ** FORUM für den Dialog zwischen UNO und den Bonner Bürgern ** Plattform für globale Themen – Bürgernahe Diskussionen ** Tanz, Musik, Küche, Filme, Literatur ** Diskussion ** Sprachkurse ** Weltladen
Integration der Ideen
Der Bundesstadt Bonn ist als Ausgleichsmaßnahme für den Verlust der Hauptstadtfunktion die Rolle eines Zentrums für internationale Zusammenarbeit zugefallen. Bonn ist Sitz verschiedener UN-Sekretariate und beherbergt eine Vielzahl wichtiger nationaler und internationaler Organisationen der Umwelt- und Entwicklungszusammenarbeit. Sie alle sind schwerpunktmäßig mit Fragen der zukunftsfähigen, nachhaltigen Entwicklung auf diesem Globus beschäftigt und veranstalten Treffen in unregelmäßigen Abständen mit tausenden Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus aller Welt. Die Stadtverwaltung ist bei solchen Anlässen stets bemüht, sowohl den Besuchern als auch den Bürgern der Stadt ein attraktives Begleitprogramm anzubieten, das in thematischem Zusammenhang mit dem jeweiligen Konferenzthema steht. Eine notwendige Nachbearbeitung komplexer Themen liegt jedoch nicht im Aufgabenbereich der Verwaltung. Hier ist schon eher die Vielzahl professioneller und ehrenamtlich tätiger Organisationen gefragt, die alle auf ihre Weise den kontinuierlichen Dialog mit Partnern in aller Welt praktizieren und einen enormen Fundus an Kenntnissen und Ideen über die Entwicklung auf diesem Globus gesammelt haben. Ihre Arbeit wird jedoch kaum von der Öffentlichkeit wahrgenommen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass es in Bonn keine Anlaufstelle wie in anderen Städten gibt, wo diese Art zivilgesellschaftlichen Engagements zusammenfließen kann.
Der gleichberechtigte Austausch zwischen sozialen und kulturellen Organisationen und Vereinen, die sich mit der Entwicklung dieser Stadt in der heutigen Welt beschäftigen, tut not. Darunter fallen beispielsweise die verschiedenen Städtepartnerschaften, Friedens-, Umwelt- und FairHandels -Initiativen, Informationsstellen, Solidaritätsgruppen, Hilfsorganisationen, antirassistische Initiativen, Kirchengemeinden oder auch unabhängige Bildungsträger und Dienstleister. Viele von ihnen werkeln im Wesentlichen isoliert nebeneinander her und dringen mit ihren Themen und Angeboten nur selten ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Umso wichtiger scheint es, eine Anlaufstelle zu bieten, an der zentrale gesellschaftliche Themen jederzeit und ohne Zwang zur Einhaltung vorgegebener Antragsfristen öffentlich debattiert und vertieft werden können. Geeignete Veranstaltungsräume in einem ansprechenden Ambiente und in ausreichender Zahl sind daher in jegliche Planung ebenso mit einzubeziehen wie Büroräume für einige der genannten Organisationen.
Beispiele:
"Bonnferenzzentrum“ / Veranstaltungsräume ** Bildungswerk / Seminarangebote ** Dokumentationszentrum zur Geschichte der Bonner Ermekeilkaserne in der Südstadt ** Treffpunkt für Vereine, Initiativen, Gruppen ** Mediathek ** OffeneTreffen (z. B. Gesprächskreise) ** Café/Teestube ** Hausbrauerei / „Solar-Bier“ und „Fahnenflucht“ (alkoholfreies Bier) ** Ateliers / Proberäume ** Kleingewerbe
Integration zukunfsweisender Energien
Mit dem Reaktorunglück in Fukushima, Japan, hat weltweit ein Umdenken in der Energiepolitik eingesetzt. Der Initiator für die Gründung einer Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA), Hermann Scheer, hatte bereits 2008 mit dem Gedanken geliebäugelt, für eine übergangszeit die frei werdenden Räumlichkeiten der Ermekeilkaserne für den Aufbau der Agentur in Bonn zu nutzen. Wenn schließlich auch aus finanziellen Gründen die Wahl für den Hauptsitz der Agentur auf Abu Dhabi fiel, so wird dennoch in Bonn ein Ableger der Agentur, das Irena Innovation & Tecnology Center (IITC), eingerichtet.
Die Initiative legt seit ihrer Entstehung größten Wert darauf, dass das Gelände nach den neuesten Erkenntnissen energieeffizienten und klimaschonenden Bauens umgestaltet wird, so dass auf diese Weise eine beispielgebende Klimaschutzsiedlung entstehen kann. Den inneren Zusammenhang von Solar und Solidarenergien einem ehem. Kasernengelände Wirklichkeit werden zu lassen, würde in der Stadt Bonn sicher viel FREUDE. JOY. JOIE. auslösen.
Beispiele:
Carsharing ** Erneuerbare Energien ** Solarstrom ** Solarheizung ** Geothermie (Erdwärme) ** Regenwassernutzung
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Titel | aktualisiert am | Größe | Format |
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Konzept: Ermekeil-Karree als Ort der Integration | 24.01.2012 | 370 KB | |
Das Ermekeil-Karree: Quartier der Vielfal Integratives Nutzungskonzept |
08.04.2013 | 441 KB |